Christian Reiner ist Sprecher von Gedichten und Stimme in Musik-, Theater- und Medienproduktionen. Das Spektrum seiner Arbeit reicht von Aufführungen zeitgenössischer Kompositionen bis hin zu Konzerten improvisierter Musik und interdisziplinären Projekten. Er arbeitet mit improvisierenden Musiker*innen und Tänzer*innen zusammen und entwickelte seine ihm eigene Art und Weise mit gesprochenem Wort und den Möglichkeiten der menschlichen Stimme im musikalischen Kontext zu agieren.
Beim Label ECM Records erscheint 2022, nach seinen Aufnahmen von Friedrich Höderlins „Turmgedichten“ (2012) und Joseph Brodskys „Große Elegie an John Donne“ (2017), „Das Land der Arbeit“ mit Gedichten von Pier Paolo Pasolini.
Improvisation mit gesprochenem Wort, in der auch die Texte improvisiert sind und im Kontext der Musik entstehen, zeigt Reiner bei Konzerten mit Ensembles wie Fünf oder Luft und auf Tonträgern mit der Band Weisse Waende, oder im Duo mit dem Gitarristen Martin Siewert auf der 2023 erschienenen CD „erstens“. Zudem ist er immer wieder als Gast zu verschieden Bands und Projekten eingeladen.
2021 war Reiner Artist in Residence beim Jazzfestival Saalfelden und zeigte dort fünf Projekte im Zwischenbereich von Sprache und Musik. Bei den Salzburger Festspielen 2018 war er Solist in einer konzertanten Aufführung von Beat Furrers „Begehren“ mit dem Klangforum Wien und 2022 übernahm er ebendort in der von Romeo Castellucci inszenierten Oper „De temporum fine comoedia“ von Carl Orff die Rolle des Luzifer.
Seine Stimme setzt Reiner auch in Radio- und Filmproduktionen ein. Das Ö1-Hörspiel „Vom Verschwinden“ zeichnete die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste in Darmstadt 2023 als Hörspiel des Monats Oktober aus.
Als Schauspieler debütierte er 2000 bei den Münchner Opernfestspielen in Ruedi Häusermanns „Kanon für geschlossene Gesellschaft“. Seit 2002 war er in sieben Stücken des Wiener Aktionstheater Ensemble zu erleben und schuf mit dem britischen Improvisationstänzer Julyen Hamilton das Duett „Pieces for Light and Chance“. Mit dem 2005 gegründeten Ensemble Tetete schreibt und spielt er Stücke auf Kinderaugenhöhe. „Bienenkino“ wurde mit dem Junge Ohren Preis 2009 ausgezeichnet. „Barbaras Buch“ feierte 2021 zur Neueröffnung der Stadtbücherei München als Kooperation mit den Münchner Philharmonikern Premiere.
Als Dozent für Phonetik, Sprecherzieher und Stimmtrainer war Reiner am Sprachenzentrum der Universität Stuttgart tätig, unterrichtet Schauspieler*innen und gibt Workshops. 2019 war er Voice-Coach bei den Wiener Festwochen für die Performance „undercurrents“ von Sarah Vanhee, bei der Laien eine Komposition aus Schreien aufführten.
1970 in München geboren, studierte er nach einer Ausbildung zum Maschinenschlosser zwei Semester Phonetik an der Ludwig-Maximilians-Universität und anschließend Sprechen/Sprecherziehung an der Stuttgarter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. 1999 war er Stipendiat der Kunststiftung Baden-Württemberg und zog nach Berlin, heute lebt er in Wien.